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📊 Lernfeld 8

Geschäftsprozesse erfassen und kontrollieren

Übersicht

Jedes Unternehmen muss seine Geschäftsvorfälle systematisch dokumentieren und die wirtschaftliche Lage im Blick behalten. In diesem Lernfeld lernst du die Grundlagen der Buchführung, die Bilanz als Übersicht über Vermögen und Schulden sowie wichtige Aspekte des Arbeitsschutzes und der Sozialversicherung kennen.

🎯 Lernziele

  • Buchführung verstehen und durchführen
  • Die Bilanz als Vermögensübersicht lesen und interpretieren
  • Buchungen im laufenden Geschäftsjahr vornehmen
  • Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit kennen
  • Betriebliche Mitwirkung und Mitbestimmung verstehen
  • Tarifverträge und deren Bedeutung kennen
  • Sozialversicherungssystem verstehen

1. Buchführung als Teil des Rechnungswesens

1.1 Aufgaben und Bereiche des Rechnungswesens

Das Rechnungswesen erfasst alle Geld- und Leistungsströme im Unternehmen:

📚 Buchführung

Dokumentation aller Geschäftsvorfälle, Erstellung von Bilanz und GuV

💰 Kostenrechnung

Ermittlung und Kontrolle der Kosten, Kalkulation

📊 Statistik

Auswertung und Analyse von Zahlen zur Entscheidungsfindung

📈 Planung

Budgetierung, Finanzplanung, Investitionsrechnung

1.2 Der Weg vom Beleg über das Journal zum Hauptbuch

Die Buchführung folgt einem klaren Ablauf:

📝 Buchungsweg

  1. Beleg: Jede Buchung braucht einen Beleg (Rechnung, Quittung, Kontoauszug)
  2. Journal (Grundbuch): Chronologische Erfassung aller Geschäftsvorfälle
  3. Hauptbuch: Übertragung auf die einzelnen Konten (sachliche Ordnung)
  4. Abschluss: Erstellung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung

Grundsatz: "Keine Buchung ohne Beleg!"

Belegarten:

2. Bilanz - Übersicht über Vermögen und Schulden

2.1 Inventur

Die Inventur ist die Grundlage für die Bilanz:

2.2 Inventar

Das Inventar ist das Ergebnis der Inventur:

📋 Aufbau des Inventars

A. Vermögen

  • I. Anlagevermögen (langfristig genutzt)
  • II. Umlaufvermögen (kurzfristig)

B. Schulden

  • I. Langfristige Schulden
  • II. Kurzfristige Schulden

C. Reinvermögen (Eigenkapital)

Reinvermögen = Vermögen - Schulden

2.3 Aufbau der Bilanz

Die Bilanz ist die verkürzte Form des Inventars in Kontenform:

Bilanz zum 31.12.20XX
Aktiva (Vermögen) Passiva (Kapital)
A. Anlagevermögen
- Grundstücke und Gebäude
- Maschinen
- Geschäftsausstattung
- Fuhrpark
A. Eigenkapital
- Gezeichnetes Kapital
- Rücklagen
- Gewinnvortrag
B. Umlaufvermögen
- Warenbestand
- Forderungen
- Bank
- Kasse
B. Fremdkapital
- Langfristige Verbindlichkeiten
- Kurzfristige Verbindlichkeiten
- Verbindlichkeiten aus LuL
Summe Aktiva Summe Passiva

2.3.1 Bilanz - Kurzform des Inventars

Unterschiede Inventar - Bilanz:

Inventar Bilanz
Staffelform (untereinander) Kontenform (gegenüber)
Detailliert (jeder Artikel einzeln) Zusammengefasst (Gruppen)
Mit Mengen- und Preisangaben Nur Wertangaben

2.3.2 Gesetzliche Grundlagen der Bilanz

Die Bilanz unterliegt gesetzlichen Vorschriften:

2.3.3 Zusammenhang zwischen Inventar und Bilanz

Das Inventar ist die Grundlage, die Bilanz die verdichtete Darstellung:

2.3.4 Wertveränderungen in der Bilanz

Jeder Geschäftsvorfall verändert die Bilanz:

🔄 Vier Bilanzveränderungen

1. Aktivtausch: Ein Aktivposten steigt, ein anderer sinkt (Bilanzsumme gleich)

Beispiel: Kauf von Waren gegen Banküberweisung → Warenbestand ↑, Bank ↓

2. Passivtausch: Ein Passivposten steigt, ein anderer sinkt (Bilanzsumme gleich)

Beispiel: Umwandlung kurzfristige in langfristige Verbindlichkeit

3. Aktiv-Passiv-Mehrung: Beide Seiten steigen (Bilanzsumme steigt)

Beispiel: Warenkauf auf Ziel → Warenbestand ↑, Verbindlichkeiten ↑

4. Aktiv-Passiv-Minderung: Beide Seiten sinken (Bilanzsumme sinkt)

Beispiel: Tilgung einer Verbindlichkeit durch Banküberweisung → Bank ↓, Verbindlichkeiten ↓

2.4 Auflösung der Bilanz in Konten

Für die laufende Buchführung wird die Bilanz in Konten aufgelöst:

3. Buchungen im laufenden Geschäftsjahr

3.1 Buchungen auf Aktivkonten

Aktivkonten zeigen das Vermögen des Unternehmens:

📊 Aktivkonto

Soll Haben
Anfangsbestand
+ Zugänge
- Abgänge
Endbestand

Merksatz: "Aktivkonten mehren sich im Soll und mindern sich im Haben"

3.2 Buchungen auf Passivkonten

Passivkonten zeigen die Herkunft des Kapitals:

📊 Passivkonto

Soll Haben
- Abgänge
Endbestand
Anfangsbestand
+ Zugänge

Merksatz: "Passivkonten mehren sich im Haben und mindern sich im Soll"

3.3 Einfacher Buchungssatz

Ein Geschäftsvorfall wird auf zwei Konten gebucht:

✍️ Buchungssatz

Schema: Soll an Haben, Betrag

Beispiel: Barverkauf von Waren für 100 €

Buchungssatz: Kasse an Warenverkauf 100 €

3.3.1 Bestandteile des Buchungssatzes

Ein vollständiger Buchungssatz enthält:

  1. Sollkonto (welches Konto wird belastet?)
  2. Habenkonto (welches Konto wird entlastet?)
  3. Betrag (in Euro)
  4. Buchungstext (optional, zur Erklärung)

3.3.2 Kontierung mit dem Buchungsstempel

Belege werden mit einem Buchungsstempel versehen:

3.4 Zusammengesetzter Buchungssatz

Mehrere Konten werden gleichzeitig bebucht:

Beispiel:

Kauf von Waren für 1.000 € netto + 190 € MwSt = 1.190 € brutto

Buchungssatz:

Wareneingang 1.000 €
Vorsteuer 190 €
an Verbindlichkeiten aus LuL 1.190 €

3.5 Buchungen anhand von Belegen

Typische Geschäftsvorfälle und ihre Buchung:

Geschäftsvorfall Buchungssatz
Wareneinkauf auf Ziel Wareneingang an Verbindlichkeiten
Barverkauf von Waren Kasse an Warenverkauf
Banküberweisung an Lieferanten Verbindlichkeiten an Bank
Kunde zahlt per Überweisung Bank an Forderungen
Stromrechnung bezahlt Energiekosten an Bank

3.6 Eröffnung und Abschluss der Bestandskonten

Am Anfang und Ende des Geschäftsjahres werden Konten eröffnet und abgeschlossen:

🔄 Konteneröffnung und -abschluss

Eröffnung:

  • Eröffnungsbilanzkonto (EBK) wird angelegt
  • Aktivkonten: Soll an EBK
  • Passivkonten: EBK an Haben

Abschluss:

  • Schlussbilanzkonto (SBK) wird angelegt
  • Aktivkonten: SBK an Haben
  • Passivkonten: Soll an SBK

5. Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit

5.1 Sozialer Arbeitsschutz

Schutz bestimmter Personengruppen:

👶 Mutterschutz

Schwangere und Mütter werden besonders geschützt (Beschäftigungsverbot, Kündigungsschutz)

👨‍👩‍👧‍👦 Jugendarbeitsschutz

Beschränkungen für Arbeitszeit und Art der Tätigkeit bei Jugendlichen unter 18

♿ Schwerbehindertenrecht

Besonderer Kündigungsschutz und Förderung

⏰ Arbeitszeitgesetz

Maximale Arbeitszeit, Pausenregelungen, Sonntagsruhe

5.2 Technischer Arbeitsschutz

Schutz vor Gefahren am Arbeitsplatz:

6. Betriebliche Mitwirkung und Mitbestimmung

Arbeitnehmer haben das Recht, im Betrieb mitzubestimmen:

🤝 Betriebsrat

In Betrieben mit mindestens 5 wahlberechtigten Arbeitnehmern kann ein Betriebsrat gewählt werden.

Aufgaben:

  • Überwachung von Gesetzen und Tarifverträgen
  • Vertretung der Arbeitnehmerinteressen
  • Mitbestimmung bei sozialen, personellen und wirtschaftlichen Angelegenheiten
  • Mitwirkung bei Kündigungen

Mitbestimmungsrechte:

7. Tarifverträge

Tarifverträge regeln Arbeitsbedingungen für ganze Branchen:

📜 Was ist ein Tarifvertrag?

Ein Tarifvertrag ist eine schriftliche Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden.

Inhalte:

  • Entgelttarifvertrag: Löhne und Gehälter
  • Manteltarifvertrag: Arbeitszeit, Urlaub, Kündigungsfristen
  • Rahmentarifvertrag: Eingruppierung, Zulagen

Geltungsbereich:

  • Nur für Mitglieder der Tarifvertragsparteien
  • Kann für allgemeinverbindlich erklärt werden (dann für alle)

8. Soziale Sicherung

8.1 Sozialversicherung

Das deutsche Sozialversicherungssystem schützt vor Lebensrisiken:

🏥 Krankenversicherung

Schutz bei Krankheit, Arztkosten, Medikamente, Krankengeld

👴 Rentenversicherung

Altersrente, Erwerbsminderungsrente, Rehabilitation

💼 Arbeitslosenversicherung

Arbeitslosengeld bei Jobverlust, Förderung der Weiterbildung

👨‍⚕️ Pflegeversicherung

Absicherung im Pflegefall, Pflegegeld, Sachleistungen

🏗️ Unfallversicherung

Schutz bei Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten

8.1.1 Grundprinzipien der Sozialversicherung

8.1.2 Krankenversicherung

🏥 Leistungen der Krankenversicherung

  • Arztbehandlung (Sachleistungsprinzip)
  • Medikamente und Heilmittel
  • Krankenhausaufenthalt
  • Krankengeld (ab 7. Woche, 70% des Bruttogehalts)
  • Vorsorgeuntersuchungen
  • Zahnersatz (teilweise)

Beitrag: Ca. 14,6% (hälftig Arbeitgeber/Arbeitnehmer) + Zusatzbeitrag

8.1.3 Unfallversicherung

Schutz bei Arbeitsunfällen und Wegeunfällen:

8.1.4 Rentenversicherung

Absicherung im Alter und bei Erwerbsminderung:

8.1.5 Arbeitslosenversicherung

Schutz bei Arbeitslosigkeit:

8.1.6 Pflegeversicherung

Absicherung bei Pflegebedürftigkeit:

8.1.7 Probleme und Lösungsansätze in der Sozialversicherung

Herausforderungen des Systems:

Lösungsansätze:

8.2 Private Vorsorge

Ergänzung der gesetzlichen Sozialversicherung:

💰 Private Rentenversicherung

Zusätzliche Altersvorsorge durch Versicherung oder Sparpläne

🏥 Private Krankenversicherung

Alternative zur gesetzlichen KV für Selbstständige und Gutverdiener

🏠 Wohnriester

Staatlich geförderte Altersvorsorge durch Immobilienerwerb

💼 Betriebliche Altersvorsorge

Arbeitgeber unterstützt Rentensparen, steuerlich gefördert

🎯 Zusammenfassung Lernfeld 8

Du hast umfassendes Wissen über Geschäftsprozesse, Buchführung und soziale Sicherung erworben:

📚 Buchführung

Systematische Erfassung aller Geschäftsvorfälle nach festen Regeln

📊 Bilanz

Gegenüberstellung von Vermögen und Schulden zum Stichtag

✍️ Buchungssätze

Jeder Geschäftsvorfall wird auf mindestens zwei Konten gebucht

🛡️ Arbeitsschutz

Soziale und technische Maßnahmen zum Schutz der Arbeitnehmer

🤝 Mitbestimmung

Betriebsrat und Gewerkschaften vertreten Arbeitnehmerinteressen

🏥 Sozialversicherung

Fünf Säulen schützen vor Lebensrisiken

💡 Praxistipp

Die Buchführung ist das Gedächtnis des Unternehmens. Sorgfältige und vollständige Dokumentation aller Geschäftsvorfälle ist nicht nur gesetzliche Pflicht, sondern auch die Grundlage für wirtschaftliche Entscheidungen. Nutze moderne Buchhaltungssoftware, um Fehler zu vermeiden und Zeit zu sparen!

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